Poetische Fährte
 (Thüringer Allgemeine, Feuilleton 14. Juli 2003)
 
Man muss sich darauf einlassen. Der poetischen Kraft des Juan Ramón Jiménez vertrauen, welcher die Geschichte einer Freundschaft des dichtenden Müßiggängers und Beobachters mit seinem Esel erzählt.
Das Epos "Platero und ich", mittlerweile in über 40 Sprachen übersetzt und von Mario Castelnuovo-Tedesco anspruchsvoll und zeitlos modern vertont, führt in die weiten spanischen Landschaften, angefüllt mit Blumen, Vögeln, Liebe, Armut und Tod.
DNT-Schauspieleleve Alexander Steindorf (der demnächst zum Jugendtheater Düsseldorf wechselt) und die Weimarer Gitarristin Chris Bilobram stellten sich zum Spielzeitende des D.A.S. Jugendtheaters dieser musikalischen Kammerkonversation und meisterten das Wagnis mit Bravour. Steindorf trägt den Gedichtzyklus mit ebenso großer Ernsthaftigkeit wie Leichtigkeit vor, besticht durch schauspielerische Präzision ohne jedweden Manierismus. Seine Dichterfigur ist voller Zärtlichkeit gegenüber Mensch und Natur, er lässt im kargen Bühnenraum die lyrische Sprache plastisch erstehen, gestützt nur auf wenige Requisiten und sparsame Gesten. Die Begleitung stellt durch den hohen Schwierigkeitsgrad hohe Anforderungen an die Konzentration und Inspiration des Gitarristen, ein Parcours, den die erfahrene Musikerin Chris Bilobram virtuos meistert. Der unterschiedliche Charakter der kleinen Episoden wird von ihr mit Gespür für das Bühnengeschehen feinfühlig untermalt. Das Zusammenspiel der beiden Akteure erfüllt genaue dynamische Akzentuierung und konzentriertes Niveau.
Keine leichte Kost, aber in jedem Falle ein Gewinn. Und ein künstlerisch überzeugender Weg, den Glauben an das Gute wieder zu finden.
Matthias HUTH
 
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Geschichte eines Esels begeisterte
 Ungewöhnliches Kammerkonzert in der Heiligenstädter Schlosskapelle.

 (Thüringer Allgemeine 09. Oktober 2001)
 
HEILIGENSTADT.
Zwei junge Künstlerinnen verzauberten am Samstag das Eichsfelder Publikum in der Schlosskapelle des Heiligenstädter Landratsamtes. Die Zuschauer erlebten an diesem Herbstabend ein Kammerkonzert der ganz besonderen Art. Sechs kleine Erzählungen aus dem Buch "Platero und ich" des spanischen Dichters und Nobelpreisträgers Juan Ramon Jimenez bildeten das literarische Herzstück des Programms von Anne Bernasconi und Chris Bilobram.
Das Stück erzählt die Geschichte von einem kleinen Esel, Platero, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts mit dem Autor die Ruhe und das einfache Leben von Moguer, einem kleinen Dorf in der Kampagne, teilte. Der toskanische Komponist Mario Castelnuevo ließ sich von den Texten zur Komposition von 28 Stücken für Gitarre und Sprecher inspirieren.
Die beiden Musikerinnen erarbeiteten sich dieses Programm innerhalb eines Graduiertenstipendiums der Hochschule für Musik "Franz Liszt" in Weimar, wo sie sich auch kennengelernt hatten. Die Idee hatte dann Chris Bilobram, die in Weimar ein Studium der Klassischen Gitarre absolvierte. Inzwischen unterrichtet sie selbst an der Eichsfelder Musikschule. So kam auch letztlich der Kontakt zu den Veranstaltern der Reihe "Kammerkonzerte in der Schlosskapelle" zustande, in deren Rahmen die zwei am Samstagabend auftraten.
Ihre musikalische Partnerin, Anne Bernasconi, studierte in Weimar Gesang. Sie gibt die Texte gesungen aber auch gesprochen wieder und wird dabei von Chris Bilobram auf der Gitarre begleitet.
Das Graduiertenstipendium ermöglichte Anne Bernasconi und Chris Bilobram eine intensive Zusammenarbeit seit dem Jahr 1998. Zum ersten Mal wurde das Stück dadurch vollständig in die deutsche Sprache übersetzt.
Nicht nur Auftritte in vielen Teilen Deutschlands können die beiden Frauen, die beide auch als Solokünstlerinnen erfolgreich sind, vorweisen. Die Geschichte von Platero veranlasste die Künstlerinnen auch schon zu einer Tournee durch die Schweiz. Und so wie dort, war auch das Eichsfelder Publikum in der Heiligenstädter Schlosskapelle ganz von der Geschichte des kleinen Esels in seinen Bann gezogen und fasziniert.
Claudia NOLTE
 
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