Platero y yo - Platero und ich
Bei seinem Erscheinen 1914 wurde der Band poetischer Prosa sofort ein großer Erfolg und bis heute in 40 Sprachen übersetzt. Wessen Muttersprache Spanisch ist, dem ist die andalusische Elegie so geläufig wie dem deutschsprachigen Publikum die Märchensammlung der Gebrüder Grimm. "Platero y yo" erzählt die Geschichte eines Poeten und seines Esels, der die Überlegungen seines Dichter-Herren freundlich stört. Platero, ein poetisches Ich des Lyrikers und Nobelpreisträgers Juan Ramón Jiménez, ist nicht nur ein Esel, er ist kindliche Verbindung zur Realität, sanfter Widerpart einer schwebenden Welt aus Blumen, Himmel, Philosophie und dörflicher Idylle.
 

  Erzähler und Projekt
Alexander Steindorf wurde 1972 in Schmölln geboren. 1997 begann er ein Studium der Visuellen Kommunikation an der Bauhaus-Universität in Weimar. label QuerstandEr arbeitete an verschiedenen Jugendtheatern, war 2000-2003 am Deutschen Nationaltheater Weimar engagiert und wechselte in der neuen Spielzeit ans Jugendtheater Düsseldorf.
Durch das Engagement der Künstler und die Initiative des Weimarer Gitarre-Vereins fand mit der ersten Veranstaltung am 28. Oktober 2000 die erste deutsche szenische Gesamtaufführung der musikalischen Kammerkonversation statt. Wenn Sie die CD-Aufnahme dieses Projekts bestellen möchten, können Sie das hier tun oder Sie klicken auf das CD-Cover.


  Die Musik
Zu den bedeutendsten Gitarrenkompositionen des 20. Jahrhunderts gehört Mario Castelnuovo-Tedescos Werk Platero y yo op. 190 für Gitarre und Erzähler. Er vertonte 1960 in vier Bänden 18 Prosagedichte aus Jiménez' berühmtem Buch.
Der Musiker wie der Lyriker erlebten das amerikanische Exil und blieben beide auf dem amerikanischen Kontinent.
Der Komponist hat mit diesem Werk eine Musik geschaffen, die auf keinem anderen Instrument denkbar oder spielbar wäre. Zart poetisch, melancholisch-empfindsam drückt sie den schwebenden Reiz der Stimmungen und Bilder aus, ausdrucksstarke Bilder der Vergänglichkeit allen Lebens und der Idylle, sie enden mit dem Tod.
Die Vertonung Tedescos ist kein simples musikalisches Kommentieren. Die Musik ist nicht begrenzt auf einen Effekt oder lautmalerische Imitation des Textes. Sie ist eine Verschmelzung von Musik und Wort, die Schöpfung einer gemeinsamen, einzig poetischen Sprache.
 
  Der Dichter
Juan Ramón Jiménez wird am 24.12.1881 als Sohn eines Weinhändlers in Moguer am Golf von Cádiz, Spanien geboren. 1892-96 Ausbildung und Abitur bei den Jesuiten. Nach abgebrochenem Jura-Studium Mitarbeiter bei einer Literaturzeitschrift. 1900 Tod des Vaters. Der 19-Jährige kehrt nach Moguer zurück, Krankheit und Depression. 1901 sechsmonatiger Aufenthalt in einem Sanatorium bei Bordeaux. 1911 Übersiedlung nach Madrid, wo er Dalí und Lorca begegnet. Dort lernt er auch seine zukünftige Frau Zenobie Cambrabi - eine Halbamerikanerin - kennen. 1916 Heirat in New York. Das Paar lebt in Madrid. 1936 durch den Bürgerkrieg zur Flucht veranlasst. 1951 lässt sich der Dichter in San Juan de Porto Rico nieder und lehrt dort an der Universität. Am 28.10.1956 erhält er den Nobelpreis. Drei Tage später Tod seiner Frau. Am 29.5.1958 stirbt der Dichter. Beide werden später auf dem Friedhof in Moguer beigesetzt.
 
  Der Komponist
Mario Castelnuovo-Tedesco wurde am 3.4.1895 in Florenz geboren. Leben und Werk des Komponisten sind durch seine Liebe zur toskanischen Heimat, seine Pflege des jüdischen Erbes, seine Verehrung für das Werk William Shakespeares sowie durch das amerikanische Exil ineinander verwoben. Aufgrund seiner jüdischen Herkunft verließ er 1939 das faschistische Italien. Die Familie ließ sich in Beverly Hills nieder. Tedesco war ein exzellenter Pianist. Für Hollywood schrieb er (bisweilen unter anderem Namen) Filmmusiken und übte in Los Angeles als Lehrer wesentlichen Einfluss auf eine ganze Generation (Henry Mancini, André Previn, Jerry Goldsmith) aus. Die Vokalmusik fehlt ebensowenig wie die Kammermusik, die in vielfältigen Kombinationen vertreten ist. Andrès Segovia hat seine Kompositionen für Gitarre inspiriert. Von Spaniens Kunst hat sich Castelnuovo-Tedesco öfters beeinflussen lassen. So komponierte er "La guarda cuydadosa" op. 177 (1955) nach Cervantes und die beliebten "24 Caprichos de Goya" op. 195 (1961) nach Bildern des Malers.
(nach Harenberg Kammermusikführer)